Autor und Werk

Hermann Hesse (1877 bis 1962)
Nobelpreisträger, Literat, Kriegsgeger

Der Nobelpreisträger (1946) und Friedenspreisträger (1955) ist für seine Romane u.a. Siddhartha (1922), Der Steppenwolf (1927), Das Glasperlenspiel (1943), Unterm Rad (1906, Schullektüre), seine Gedichte (z.B. Stufen, 1941, „und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“) und seit geraumer Zeit auch als Aquarellist national und international berühmt und breit wahrgenommen. Er war ein einflussreicher Rezensent (ca. 3.000 Buchrezensionen) und Briefschreiber (ca. 17.000).

In seinen Werken sucht er nach Authentizität, Selbsterkenntnis und Spiritualität, stellt auch den Konflikt von Geist und Natur wie in Narziß und Goldmund (1930) dar. Sie sind stark autobiografisch geprägt. Einflüsse von Goethe, Friedrich Nietzsche und C.G. Jung auf sein Werk sind unverkennbar.

Hesse reiste u.a. ausführlich in Deutschland (Würzburg am 22.3.1928), Italien, Fernost (nicht Indien), lebte auf dem Land und in Städten wie Bern und schließlich im Tessin. Im Ersten Weltkrieg stellte er sich als Kriegsgegner gegen den nationalen Wahn und erntete einen Shitstorm in der deutschen Presse, der ihn nachhaltig prägte. In der Nazidiktatur verwendete er sich aus der Schweiz heraus für die Emigration von Verfolgten und gegen die Herrschenden. Das hatte sich im Steppenwolf (1927) schon niedergeschlagen. Die NS-Machthaber stellten den Kritiker publizistisch kalt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte nach dem Glasperlenspiel und dem Nobelpreis das Interesse an seinen Werken weiter, obwohl oder vielleicht gerade, weil er sich eher kulturpessimistisch äußerte. Hesse war dreimal verheiratet und hatte drei Kinder.

Narziß und Goldmund (1930)

Narziß und Goldmund erschien 1930 im S. Fischer Verlag als „Erzählung“. Zu Hesses Lebzeiten war es sein erfolgreichster Roman. Es wurde in 30 Sprachen übersetzt.

Im Mittelpunkt die Geschichte der Freundschaft zweier gegensätzlicher Männer. Narziß ist enthaltsamer Mönch und Denker („Geistesmensch“), Goldmund Künstler („Lebensmensch“). Die Handlung spielt im ausgehenden und nicht konkret bezeichneten Mittelalter. Der deutliche Schwerpunkt liegt auf Goldmunds Abenteuern und Liebeserlebnissen.

Zwanzig Kapitel ungefähr gleichlange Kapitel lassen die Hauptfiguren sich entwickeln (Bildungsroman). Züge des Schelmenromans werden erkennbar, wenn Goldmund in seinen (insbesondere erotischen) Abenteuern gezeigt wird.

In Narziß und Goldmund werden einander zwei gegensätzliche Welten gegenübergestellt (Dialektik): einerseits die der Idee, des Geistes und des Göttlichen (Narziß), andererseits die der Leidenschaften, Sinne und der Kunst (Goldmund).

Gespräche der Protagonisten unterstreichen das. Liebe und Freundschaft verbindet beide als zentrales Thema: Goldmund erschließt sich mit Narziß‘ Hilfe seine unterdrückten Erinnerungen an seine Mutter und damit die von ihr symbolisierte sinnliche Seite seiner Persönlichkeit. Goldmund wiederum lehrt Narziß, wie sich Emotionen mit seinem keuschen und disziplinierten Klosterleben vereinbaren lassen. Die Themen Liebe, Mutter und Geistesmensch / Lebensmensch spiegeln die Theorien des Freud-Schülers C.G. Jungs wider. Die Rolle der Frau im Roman bedarf der Diskussion.

 

Werke (Auswahl)

Peter Camenzind. Roman. Fischer, Berlin 1904.

Unterm Rad. Roman. Fischer, Berlin 1906.

Demian. Fischer, Berlin 1919.

Klingsors letzter Sommer. Erzählungen. Fischer, Berlin 1920 (enthält: Kinderseele, Klein und Wagner und Klingsors letzter Sommer).

Siddhartha. Eine indische Dichtung. Fischer, Berlin 1922.

Der Steppenwolf. Roman. Fischer, Berlin 1927.

Narziß und Goldmund. Erzählung. Fischer, Berlin 1930.

Das Glasperlenspiel. Roman. 2 Bände. Fretz & Wasmuth, Zürich 1943 (darin: Stufen).

Spaziergang in Würzburg. Hrsg. von Franz Xaver Münzel, Privatdruck (Tschudy & Co), St. Gallen (1945). – Dieses kleine Werk erscheint voraussichtlich in einem Neudruck Anfang September 2024.

Krieg und Frieden. Betrachtungen zu Krieg und Politik seit dem Jahr 1914. Fretz & Wasmuth, Zürich 1946.

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